Tag indien

Der Nachtzug nach Varanasi hatte Verspaetung und ist erst gegen Mittag dort angekommen. Zu diesem Zeitpunkt war der Teil von Holi schon fast vorbei, bei dem Wasser und (teilweise nicht auswaschbare und mit viel Chemie durchsetzte) Farben in grossen Mengen auf jeden aufgebracht werden, der sich nicht schnell genug entfernen kann.
Obwohl ich in voller Montur und mit Gepaeck auf Unterkunftssuche unterwegs war, wurde ich weitestgehend verschont, weil eben der Farbenwerfteil abgeschlossen war und alle Beteiligten unerwartet sehr diszipliniert sind. Insgesamt geht Holi zwei Tage.
Direkt nach Holi weiterzureisen ist relativ schwierig, da sich halb Indien auf Achse befindet. Ich hatte am Ende die Wahl zwischen einem Local Bus (14-24 Stunden) und einem Flug (1 Stunde). Der Flug ist 10-20 Mal teurer, aber die Entscheidung ist nicht schwer gefallen.
Denn jetzt bin ich bereits in Agra. Taj Mahal und so.

Seit zwei Monaten lerne ich Hindi. Warum genau, das hat hauptsächlich verschiedene Gründe. Jedenfalls lerne ich aus einem guten Buch und den mitgelieferten mp3s, und deren Studium soll einen auf Level 4 (von 6) bringen, d.h. man soll flüssig sprechen können und soweit alles verstehen.
Nun bin ich bei der Hälfte angekommen, wo in einer Zäsur gesagt wird, dass die Theorie schön und gut ist, man in echt aber ganz anders spricht.
Hier in Indien kann ich das voll kommen nachvollziehen. Es kommt erschwerend hinzu, dass alles unglaublich schnell geht und die meisten ihr Hindi noch mit ihrer Muttersprache einfärben (für viele ist Hindi nur die Zweitsprache). Am Ende verstehe ich ungefähr soviel wie wenn mir Twista, Busdriver und Mikah 9 auf sächsisch, Kölsch und Platt mir mitten in einem Hupkonzert etwas erzählen wollen.
Aber ich gebe nicht auf und lerne und übe weiter. Vielleicht in zwei Jahren.

Meine Gastfamilie schließlich in Richtung des Staates Madhya Pradesh verlassend, bin ich mit dem Nachtbus nach Indore und von dort frühmorgens nach Ujjain weitergefahren. Obwohl dies eine der heiligsten Stätten Indiens ist, ist der Ort eigentlich nichts für Touristen, die nicht zum Pilgern herkommen. Und es ist auch keiner hier außer mir. Aber für mich hat das trotzdem seinen Charme, und ich möchte mich bis Agra noch steigern.
Heute bin ich dann mit den Frühmorgenbus weiter nach Bhopal. Kennt man vielleicht noch wegen der Gastragödie 1983. Jedenfalls gibt es hier einiges zu sehen, zum Beispiel einen überaus großen Basar mit mehreren Moscheen, von denen mindestens eine zu den größten Indiens zählen soll. Man kann sich ganz leicht die Füße wund laufen.
Ach ja: Zwei Weiße habe ich doch noch gesehen, nämlich einen Albino und tatsächlich einen Touristen, der mich absichtlich ignoriert hat.

Spontan und noch ungeplanter als sonst bin ich wieder in Indien gelandet. Ausgangsbasis ist Mumbai, wo ich das Privileg habe, bei der Familie eines Kollegen und Freundes zu Gast zu sein. Und Gast sein in Indien heißt Betreuung und Bewirtung rund um die Uhr, was angenehm aber mir auch manchmal etwas unangenehm ist. Wer mich kennt, weiß Bescheid.
Jedenfalls treffe ich auch noch andere Kollegen zum Gujarati-Tanz und werde daher erst morgen Nachmittag Richtung Norden, d.h. nach Indore, weiterfahren. Hier versuche ich wie immer in kürzester Zeit so viel wie möglich mitzunehmen, denn bis zu meinem Rückflug von Delhi sind nur noch wenige Tage Zeit.

Gestern, am 16. Dezember, bin ich vorweihnachtlich beim Team-Ausflug Jetski gefahren. Eigentlich ist das keine große Erwähnung wert, aber da es das erste Mal in meinem Leben war und wahrscheinlich auch das letzte Mal, da ich mir aus diesen Dingen nichts mache, halte ich es hiermit fest.
Wir waren auch auf der Banane unterwegs, was die Lücken im indischen Sportunterricht ans Licht gebracht hat. Denn als die Crew die Banane vorhersehbar zum Kentern gebracht hat, musste ich drei meiner Kollegen retten bzw. ihnen beibringen, dass sie aufgrund ihrer Schwimmwesten keine Panik haben müssen. Jedenfalls war das Geschrei groß.
Am Dienstag breche ich hier nachts die Zelte ab. Danach war ich dieses Jahr insgesamt zwei Monate in Indien.

Seit drei Tagen hänge ich nun wieder in Mumbai ab. Zu dieser Jahreszeit war ich noch nie in Asien, und da der klimatische Unterschied im Winter besonders groß ist, ist das eine neue interessante Erfahrung. Ich bekomme aber aufgrund meiner Bürotätigkeiten hier ohnehin nur morgens und abends und am Wochenende das Leben draußen mit.

Auch wenn es in Indien meist eine  riesige Auswahl an Speisen sowie lokale und regionale Spezialitäten gibt, mache ich mir es oft leicht: Ich bestelle ein Thali, also eine Art Menü, da ist dann von allem was dabei, es geht schnell, und man kann nichts falsch machen.
Gestern habe ich allerdings zum ersten Mal eine wahrscheinlich nur lokal bekannte Fast Food-Kette aufgesucht und ein paar Dinge mit unausaussprechlichem Namen probiert. Leider war das Experiment nicht unbedingt eines, das ich wiederholen muss. Ein Gericht bestand aus Corn Flakes, Spaghetti, ein paar American Toast-Brocken und einer öligen Soße, wahlweise süß oder scharf. Das Etablisment war aber voll.

Image for One photo, please!

Auf vielen meiner Reisen, die nun nicht völlig abseits der üblichen Touristenpfade liegen, werde ich ab und an zu einer Fotosession gebeten. Aber nirgendwo so oft und umfänglich wie in Gurajat. Vor allem heute in Junagadh war es besonders intensiv, und ich bin nun sicher mit 30-40 verschiedenen Leuten auf deren Handykameras abgelichtet. Autogramme gebe ich auch gerne.

Image for The Cleanest City

Es gibt hier in Indien wohl eine neuere Kampagne für die "Cleanest City of India". Wenn Neukölln nun eine Stadt in Indien wäre, läge sie auf Platz 1. Auch an jedem 2. Mai. Aber ein bisschen etwas tut sich doch, zumindest hier in Diu nimmt man den Wettbewerb hinreichend ernst.
Diu ist eine kleine Insel mit Überbleibseln der portugiesischen Herrschaft mit entsprechenden Häusern, Kirchen und einem Fort. Die Aussage eine Busmitreisenden "It's just like Europe." unterschreibe ich zwar nicht, aber es ist schon ein viel geringerer Verhau hier und es gibt einige Maßnahmen. Zum Beispiel gibt es einen Aushang vom örtlichen Tourismusbüro mit 20 Punkten die Sauberkeit betreffend. Fünf davon behandeln verschiedene Art und Weisen wie man Betelnusssaft nicht ausspucken soll.
Mein größtes Problem ist nun lediglich, ob ich hier noch einen Tag richtig Urlaub mache oder gleich morgen weiterreise. Wahrscheinlich mache ich das spontan mit mir aus.

Image for No Dohli

Gestern habe ich die Jain-Tempel von Shatrunjaya in der Nähe von Palitana besucht. Hiervon gibt es ungefähr 900, und man muss in 1,5-2 Stunden ca. 3000 Stufen auf den Gipfel eines ziemlich weitläufigen Hügels erklimmen, um den oben gezeigten Haupttempel zu sehen.
Einige Leute lassen sich per Dohli hinauftragen, d.h. auf einem Stuhl, der von ein paar armen Kerlen mit Stöcken geschultert wird, aber ich steige natürlich selber auf den Berg.

Heute ist der offizielle Teil meiner Indienreise zu Ende, und morgen ist in Indien Independence Day, und dann werde ich wieder auf eigene Faust unterwegs sein. Dieses Mal schaue ich mir Gujarat an. Der Staat ist nicht so weit weg und hat gutes vegetarisches Essen sowie Städte als auch angeblich schöne Landschaften.

Den vielleicht skurrilsten Transport meines Reiselebens hatte ich heute. Zunächst mit dem Nachtbus an die 700 Kilometer und 15 Stunden den Weg nach Surat zurückgelegt, wollte ich eigentlich den Zug nach Mumbai nehmen, aber das war zu knapp. Also entschloss ich mich, das Angebot eines der vielen freundlichen Taxiunternehmer anzunehmen und ein Shared Taxi nach Mumbai in Anspruch zu nehmen. Angeblich First Class, und nachdem ich auf dem Weg nach Pune schon gute Erfahrungen damit gemacht hatte, da wenig Stopps und schnell, ging ich darauf ein. Zu einem viel zu überhöhten Preis von ca. 10 EUR, wie sich in dem Moment herausstellte als ich sah, dass das Taxi ein Krankenwagen war.
Also fuhren sehr viele zusammengepferchte Passagiere umsonst sehr dreist durch die Mautstationen, denn für Krankenfahrzeuge ist das natürlich alles frei, und der Fahrer schaltete auch manchmal die Sirene, damit es auf dem Highway etwas schneller ging.

Gestern bin ich von Jodhpur über Ajmer in die kleine Pilgerstadt und Hippie-Enklave Pushkar weitergefahren. Dort gibt es ca. 500 Tempel und einen heiligen See, und gestern war aufgrund eines Festivals für Shiva, den Gott der Zerstörung, schon einiges los. Da ich allerdings langsam wieder zurück nach Mumbai will, werde ich heute den Nachtbus nach Surat nehmen.

Auch in Jodhpur gibt es wie überall in Indien verschiedenste Arten von Süigkeiten, die ich super finde. Man geht wie bei uns zur Konditorei und nimmt statt einer Schachtel Pralinen eine Schachtel mit Ladoo, Burfri und wie sie alle heißen. Natürlich 100% vegetarisch.

Image for Jodhpur - Form Dust till Dawn

Die Straße nach Jodhpur war staubig, auch wenn die Stadt nur ganz am östlichen Rand der großen indischen Thar-Wüste liegt. Eventuell werde ich dort der typischten Aktivität nachgehen, nämlich einer Kamelsafari, wenn es die Zeit erlaubt. Zunächst werde ich mir morgen jedoch das Fort ansehen, der obige Schnappschuss ist vom Roof Top Restaurant meines Gästehauses aufgenommen.

Die Busfahrt nach Udaipur ging schnell und unspektakulär vonstatten. Hier sind die Pfade so breit ausgetreten, dass sie sogar vierspurig und asphaltiert sind. In der Stadt selbst geht es zu wie in anderen grosßen Touristenzentren, wo Schmuck, Handwerkliches und Tanz in Massen angeboten wird. Es ist trotzdem recht ruhig, und man kann viel unternehmen. Morgen dann mit dem Rad, was aufgrund der relativen Kühle, die hier herrscht, nicht sonderlich schweißtreibend werden sollte.

Die kleine beschauliche Fünfmillionenstadt Ahmedabad hat am Ende mehr zu bieten als ich nach der Lektüre des Rough Guides befürchtet habe. Als Fußgänger muss man immer schön ausweichen, und genau das macht das Erlebnis aus. Und natürlich die Sehenswürdigkeiten wie zum Beispiel der Ashram aus dem Film "Ghandi", wo der gleichnamige Mann von 1915 an lange Jahre gelebt und gewebt hat. Dieser Besuch war wirklich erhaben.

Irgendwie habe ich es mir noch in den Kopf gesetzt, ein bisschen was von Rajasthan zu sehen, und deshalb habe ich weitere Höhlensehenswürdigkeiten in Aurangabad ausgelassen und werde heute Nachmittag mit dem Bus nach Ahmedabad weiterfahren wenn die Reservierung noch klappt. Am besten reist man in Indien sicherlich mit dem Zug, aber da die Ticketreservierung hier oft schwieriger ist bzw. länger gedauert, verlasse ich mich zurzeit mehr auf die flexibleren Busse.

In Mumbai angekommen bin ich gleich per Shared Taxi nach Pune weiter und von dort direkt nach Aurangabad. Dort werde ich mir heute das typische Tagesprogramm antun, d.h. in der Hauptsache die Ellora Caves besichtigen.
Einen kurzen Schock hatte ich als mich das Hotel nicht einchecken lassen wollte, da der Portier meinte, ich hätte ja kein Tourist Visa sondern nur Business und müsse deshalb noch eine Zusatzbestätigung vom Konsulat liefern. Wie auch immer, ein kurzer Besuch bei der Registrierungsbehörde, die in einer alten verfallenen Turnhalle untergebracht war, hat das geklärt, und es passt alles mit meinem Visum.

Einigermaßen spontan bin ich auf die Idee gekommen, Urlaub und eine kurze Auszeit in Indien zu nehmen. Eben sitze ich noch in Abu Dhabi am Flughafen und überlege wohin ich von Mumbai aus am besten fahre. Im Süden war ich bereits, und zwei Wochen sind kurz. An dieser Stelle bald mehr falls mir was Interessantes passieren sollte.