Blog 03/2014

Der Nachtzug nach Varanasi hatte Verspaetung und ist erst gegen Mittag dort angekommen. Zu diesem Zeitpunkt war der Teil von Holi schon fast vorbei, bei dem Wasser und (teilweise nicht auswaschbare und mit viel Chemie durchsetzte) Farben in grossen Mengen auf jeden aufgebracht werden, der sich nicht schnell genug entfernen kann.
Obwohl ich in voller Montur und mit Gepaeck auf Unterkunftssuche unterwegs war, wurde ich weitestgehend verschont, weil eben der Farbenwerfteil abgeschlossen war und alle Beteiligten unerwartet sehr diszipliniert sind. Insgesamt geht Holi zwei Tage.
Direkt nach Holi weiterzureisen ist relativ schwierig, da sich halb Indien auf Achse befindet. Ich hatte am Ende die Wahl zwischen einem Local Bus (14-24 Stunden) und einem Flug (1 Stunde). Der Flug ist 10-20 Mal teurer, aber die Entscheidung ist nicht schwer gefallen.
Denn jetzt bin ich bereits in Agra. Taj Mahal und so.

Seit zwei Monaten lerne ich Hindi. Warum genau, das hat hauptsächlich verschiedene Gründe. Jedenfalls lerne ich aus einem guten Buch und den mitgelieferten mp3s, und deren Studium soll einen auf Level 4 (von 6) bringen, d.h. man soll flüssig sprechen können und soweit alles verstehen.
Nun bin ich bei der Hälfte angekommen, wo in einer Zäsur gesagt wird, dass die Theorie schön und gut ist, man in echt aber ganz anders spricht.
Hier in Indien kann ich das voll kommen nachvollziehen. Es kommt erschwerend hinzu, dass alles unglaublich schnell geht und die meisten ihr Hindi noch mit ihrer Muttersprache einfärben (für viele ist Hindi nur die Zweitsprache). Am Ende verstehe ich ungefähr soviel wie wenn mir Twista, Busdriver und Mikah 9 auf sächsisch, Kölsch und Platt mir mitten in einem Hupkonzert etwas erzählen wollen.
Aber ich gebe nicht auf und lerne und übe weiter. Vielleicht in zwei Jahren.

Das Video zum bereits vor einiger Zeit angekündigten Song "Ed Wood" ist seit ein paar Tagen draußen. Ich habe es kurz vor meinem Aufbruch nach Indien fertig geschnitten und freue mich über die zahlreichen Klicks. Die Stimmung, die damals bei unserer Session im Wald geherrscht hat, kommt wirklich gut rüber.
http://youtu.be/kE0lhyjFs84

Meine Gastfamilie schließlich in Richtung des Staates Madhya Pradesh verlassend, bin ich mit dem Nachtbus nach Indore und von dort frühmorgens nach Ujjain weitergefahren. Obwohl dies eine der heiligsten Stätten Indiens ist, ist der Ort eigentlich nichts für Touristen, die nicht zum Pilgern herkommen. Und es ist auch keiner hier außer mir. Aber für mich hat das trotzdem seinen Charme, und ich möchte mich bis Agra noch steigern.
Heute bin ich dann mit den Frühmorgenbus weiter nach Bhopal. Kennt man vielleicht noch wegen der Gastragödie 1983. Jedenfalls gibt es hier einiges zu sehen, zum Beispiel einen überaus großen Basar mit mehreren Moscheen, von denen mindestens eine zu den größten Indiens zählen soll. Man kann sich ganz leicht die Füße wund laufen.
Ach ja: Zwei Weiße habe ich doch noch gesehen, nämlich einen Albino und tatsächlich einen Touristen, der mich absichtlich ignoriert hat.

Spontan und noch ungeplanter als sonst bin ich wieder in Indien gelandet. Ausgangsbasis ist Mumbai, wo ich das Privileg habe, bei der Familie eines Kollegen und Freundes zu Gast zu sein. Und Gast sein in Indien heißt Betreuung und Bewirtung rund um die Uhr, was angenehm aber mir auch manchmal etwas unangenehm ist. Wer mich kennt, weiß Bescheid.
Jedenfalls treffe ich auch noch andere Kollegen zum Gujarati-Tanz und werde daher erst morgen Nachmittag Richtung Norden, d.h. nach Indore, weiterfahren. Hier versuche ich wie immer in kürzester Zeit so viel wie möglich mitzunehmen, denn bis zu meinem Rückflug von Delhi sind nur noch wenige Tage Zeit.