Misanthrop - Asien

Eine musikalische Reise nach Asien.

Label: leave.music

Typ: Solo

Drei Prinzipien prägen die Werke des Rappers und Produzenten Misanthrop: Seine Leidenschaft für Musik, die Assimilation der Leiden und Leidenschaften anderer sowie seine strukturierte Herangehensweise an Themen. Letztere hat ihn "Asien" konzipieren lassen, ein Album, das sein Interesse für Südostasien musikalisch ausdrückt und andere aktuelle Aspekte seines Lebens in den Texten widerspiegelt.

Entstanden ist ein typisches Stück Misanthropmusik. Neun Songs mit markigen, intelligenten Texten auf Instrumentalen, denen über treibende Beats und einprägsame Melodik hinaus eine Besonderheit zu Eigen ist: Sie basieren auf den Volksmusiken von Ländern wie Vietnam, Burma, Thailand und Indien.

Mit dem Instrumental „Subah-subah“, dem Hindi-Wort für „früher Morgen“, geht für Asien die Sonne auf, indem Misanthrop indische Gesänge und Sitarklänge mit Cuts und harten Drums unterlegt. Eine stimmungsvolle Kotomelodie ist die Basis für das „Vorstellungsvermögen“, das meistens nicht ausreicht um sich in andere hineinzuversetzen:

Du kannst Dir nicht vorstellen, was in mir vorgeht, wenn die Wirklichkeit einschlägt wie ein Komet.

Es ist ein kleiner musikalischer Schritt, aber ein großer inhaltlicher Sprung zur Beschreibung des aktuellen Lieblingsreiseziels des Misanthropen, in der er die kühne These wagt: "Vietnam ist das neue Thailand." Von dort ist es nicht weit zum Nachbarn China, das als Aufhänger eines Exkurses über den Umgang mit illegalen Downloads dient ("In China stehlen sie Wissen."). Weniger Worte werden in dem Song "Der Indonesier"gemacht, wo über einen treibenden Beat, Gitarren und orientalischen Tröten ein Problem besungen wird, das sich ebenso wie die zwei Gesangszeilen oft wiederholt: Grausamkeit wegen politischer Differenzen. Im wahrsten Sinne des Wortes "Ausgegraben" hat Misanthrop seinen alten Bandkollegen Ju, mit dem er sich auf sehr tanzbare Art und Weise Gedanken macht, was es braucht um einen von der Gesellschaft enttäuschten Einsiedler wieder in jene zurückzuholen. Jeder Mensch braucht seinen "Lebensraum", und deshalb werden im darauf folgenden Lied über indische Streicher die Facetten des Lebens auf chemische Verbindungen und Elemente übertragen. Hier klingt auch das Kafkaeske des Lebens an, was den Misanthrop in "Josef K." die Rätselhaftigkeit und teilweise Sinnlosigkeit des Seins beschreiben lässt. Hier lassen die Aphorismen die Köpfe ebenso nicken wie der schnelle Ruffneck Beat.

Misanthrops Werk lässt wie immer viele Fragen offen, und deshalb schließt "Asien" nicht mit einem Lebewohl, sondern mit "Sayonara", und sie klingt mit herzzerreißenden Thaigesängen aus.