Misanthrop - Leseliste
Label: leave.music
Typ: Solo
Die "Leseliste" ist das vierte Solo-Album von Misanthrop. Auf elf Songs, jeder von ihnen angelehnt an den Titel eines Buches, präsentiert er, bewaffnet mit Pointen statt Punchlines, Liedermacher-Kunst im HipHop-Gewand.
Die Alben von Misanthrop sind stets Versuche, die ganze Welt zu greifen, und wissen doch, dass die eigenen Arme viel zu kurz dafür sind. Als Hilfsmittel dient ihm daher stets ein Konzept, ein Blickwinkel, der die Welt auf den ersten Blick vielleicht etwas einfacher macht, doch durch den sich letztlich erst das wahre Chaos "Leben" erahnen lässt. War sein letztes Album "Psychogramm" eine Sammlung größtenteils äußerst persönlicher Lieder, ist die Leseliste nun viel eher ein Panorama aus Puzzleteilen.
Jedes der elf Lieder trägt dabei den Titel eines Buches, wenn auch keines von ihnen wirklich etwas mit deren Handlung oder dem exakten Inhalt zu tun hat. So bekommt man mit "Der Mythos des Sisyphos" und "Der Mann ohne Eigenschaften" zwei kritischverspielte Selbstbetrachtungen, während "Stark wie der Tod" eines der schönsten und im besten Sinne ehrlichsten Liebeslieder in deutscher Sprache ist. "Die philosophische Hintertreppe" schafft es, in knappen fünf Minuten die komplette westliche Philosophie-Geschichte abzulaufen, "The Holy Book of HipHop" ist eine liebevolle Bestandsaufnahme der eigenen Lieblings- und Lebensmusik, und auf "Fabian" blitzt dann einmal mehr die selbstironische Seite von Misanthrop auf.
Unterlegt wird seine prägnante Stimme dabei von äußerst abwechslungsreichen Instrumentalen, die ebenfalls von Misanthrop stammen, der in den letzten Jahren zu einem der begehrtesten und versiertesten Produzenten einer wachsenden, von Dogmen befreiten, neuen Rapszene geworden ist. Er schafft es dabei, auf dem selben Album solche Genickbrecher wie die erste Single "Effi Briest" zusammen mit der vom Funk beseelten New-School Reminiszenz "The Holy Book of Hip-Hop" und dem düster spuligen "Warten auf Godot" zu kombinieren, ohne sich auch nur einen Fehlgriff zu leisten. Bei jedem Titel greifen Text, Stimme, Scratches und Musik perfekt ineinander und alle gemeinsam ergeben sie wieder ein harmonisches, absolut eigenständiges Ganzes; eben ein wirkliches Album.
Bereits erschienen ist daraus die Single "Effi Briest" in einer limitierten Auflage von 250 7inch-Vinyl Exemplaren. Jedes der Cover dieser Platten ist dabei ein Teil dessen, was man nun auf dem Umschlag der LP zu sehen bekommt. Mehr zu dessen außergewöhnlicher Entstehung in der Artwork-Dokumentation.