Blog 03/2010

In vier Wochen, genauer am 24.04.2010, werden Omega Takeshi von 88:Komaflash und ich zusammen als DAS FEST beim Make or Break Festival im Feierwerk auftreten. Seit mehreren Jahren machen wir zusammen Musik, und einzelne Ergebnisse sind auf diversen Tonträger erschienen, zum ersten Mal 2002 auf der "Ground Zero Misantropolis" und auch ganz aktuell 2009 auf Komaflash's neuestem Album "Untergang /// Wiederaufbau".
Am 24.04. werden wir dann etliche Lieder aus unserem gemeinsamen Album spielen, dass so bald erschienen wird, wie es uns möglich ist, und wir freuen uns schon darauf. Und nichtzuletzt wird der Abend deshalb großartig werden, weil wir die Vorgruppe für das legendäre Anti Pop Consortium sind.

Regelmäßig bringt Herr Merkt, der über Hip Hop spricht, einen kostenlosen Download-Sampler heraus, der "Kennenlernrunde" heißt. Nun hat er die achte Ausgabe veröffentlicht, zu der ich den Song "Kein Video auf Youtube" beigesteuert habe.
Begonnen hatte ich mit dem Track zu einem Zeitpunkt, als noch nicht klar war, ob und wann das Video zu "Das Leben ist kein Ponyhof" fertig werden würde, und am Ende hat das Ergebnis trotz der erfolgreichen Videoveröffentlichung gut auf den Sampler gepasst, u.a. weil es darin im Wesentlichen darum geht, dass mich keine Sau kennt.
Herr Merkt präsentiert Kennenlernrunde Vol. 8 (Download)

Die Frühlingstournee des Equinox Records-Künstlers 2econd Class Citizen hat sich gut mit meiner Urlaubsabwesenheit gedeckt, und deshalb wird er mich heute Abend beim Poetry Slam im Substanz nicht nur an den Plattenspielern vertreten, sondern auch ein instrumentales Live-Set bringen, das hoffentlich Vieles aus seinem neuen Album "A World Without" enthalten wird.
2econd Class Citizen Spring Tour 2010

Image for The Adventures of Grandmaster Flash

Jeder kennt Joseph Saddler aka Grandmaster Flash, und die meisten sind auch zumindest grob mit der Geschichte von Hip-Hop vertraut. Beides gehört zusammen und wird in der (Auto-)biographie "The Adventures of Grandmaster Flash" ausführlich und für ersteren relativ schonungslos dargestellt.
Herzerwärmend wird beschrieben wie Flash sein Equipment selber zusammenlötet und nach einem Besuch einer Party von Kool DJ Herc fieberhaft nach neuen (Quick) Mix-Techniken sucht, und herzzerreißend werden der Zerfall von Grandmaster Flash & The Furious Five nach dem Signing bei Sugarhill Records, die Härten des Musikbusiness sowie Saddlers Absturz in die Drogenhölle geschildert.
Das Buch ist zwar teilweise sehr reißerisch geschrieben und meines Erachtens bereits als potenzielles Drehbuch gedacht, aber ich kann es dennoch jedem nur ans Herz legen, der sich mit dem weltweiten Aufstieg von Hip-Hop und Rap unakademisch, aber trotzdem authentisch fundiert auseinandersetzen will.

Von 1997 bis 2002 gehörte ich der Rap-Gruppe Boarshill No. 1 an, die zumindest posthum und lokal unendlichen Fame erlangte. Da wir alle fünf aus dem Ghetto stammten, waren wir ein ethnisch bunt zusammengewürfelter Haufen und hatten mehrere Sprachen im Programm. Indem wir sage und schreibe zwei Lieder mit türkischen Texten veröffentlichten, sind wir auch und immer noch bei den Hörern von türkischem Rap auf dem Schirm. Das hat sich wieder einmal bestätigt, nachdem ich heute auf Youtube auf Slideshows mit diesen beiden Tracks gestoßen bin.
Yapmasana Hier spittet D-Rya auf das Sample eines meines Wissens verbotenen kurdischen Liedes.
Insanlar "Insanlar" ("Menschen") handelt im Allgemeinen von Freundschaft, D-Rya rappt auf türkisch, Homid auf deutsch und ich auf lateinisch.

Aus bereits genannten Gründen war der Aufenthalt in Bangladesh nicht von absolutem Erfolg gekrönt, und da ich der Meinung bin, dass ich meine mittlerweile noch kostbarer gewordene Zeit sinnvoller daheim nutzen kann, bin ich eine Woche früher als geplant zurückgekehrt. Der Hauptnachteil dabei ist, dass es hier minus 40 Grad kälter ist, aber dafür habe ich hier noch ein wenig mehr Zeit, um Musik zu machen und zu reflektieren.
Ich werde unbedingt auch mein Reiseverhalten verändern, was nicht bedeutet, dass ich Länder wie Bangladesh nicht mehr besuchen werde, im Gegenteil, aber ich werde den gesamten Ansatz verändern. Zuallererst werde ich meinen großen Rucksack als Hauptgepäckstück zu den Akten legen. Zwar werde ich weiterhin Rucksacktourismus betreiben, aber in Zukunft mit einer praktischeren Reisetasche, die nicht beim Gepäcktransport hängen bleibt, zum Sperrgepäck zählt oder durchwühlt wird, und die bei Bus- und anderen Fahrten in Ländern ohne viele Rucksacktouristen nicht auffällt. In einer Tasche zerknittert die Kleidung nicht so leicht, und sämtlich Dinge sind leichter zugänglich.

In fast jedem südostasiatischem Land, das ich bereits habe, gab es den ein oder anderen Ort, an dem ich mich unwohl und fehl am Platz gef&uumhlt habe. In Malaysia war es Kota Bharu, in Indonesien Bandung, in Laos Huay Xai, usw.
In Bangladesh habe ich dieses Gefühl seit meiner Ankunft vor fast einer Woche. Im Moment versuche ich noch zu verstehen, woran es liegt, denn rein subjektiv betrachtet ist es hier nicht anders als in den anderen meiner Reiseziele: Die Leute sind netter als in Burma, es gibt weniger Bettler als in Bangkok, die Bus- und Dreiradfahrer sind auch nicht wilder als in Indonesien, und das Essen ist nicht schlechter als in Kambodscha.

"Hello, whot county?" "Hungary." "Muslim county?"
"Hello, where you come from?" "Germany." "Germoney!"
"Hello, baksheesh!" "Baksheesh nai (Dont have change)."
"Hello, Sir!" "Lagbe na (Dont need riksha/taxi/bracelett)."

Die Fahrt nach Chittagong war nicht außergewöhnlich. Die vorher angekündigten Schlaglöcher sind entweder ausgebessert oder übertrieben. Gestern war ich dann noch zum Vieruhrtee bei der BIWTC, der bengalischen Wasserverkehrsgesellschaft eingeladen, und das holprige Gespräch mit dem Ticketverk&aumlufer war sehr nett. Heute bin ich nach Cox's Bazar weitergefahren, dem Ballermann von Bangladesh, aber man muss sich bitte auch hier etwas ganz anderes vorstellen. Das Land ist wirklich kein Touristenparadies und wird es auch so schnell nicht werden. Somit muss ich mir auch keine Sorgen machen, dass ich als Speerspitze des Massentourismus wie die Goa-Hippies ganze Landstriche auf dem Gewissen haben werde.
Heute habe ich zum ersten Mal seit dem Flughafen Weiße gesehen. Aber nur kurz aus dem Augenwinkel.

Laut "Daily Star" rangiert Dhaka als zweitschlechteste Stadt auf der Welt, was die Lebensqualität betrifft. Allmählich kann ich das unterschreiben, denn ich habe jetzt zumindest das meiste vom Zentrum gesehen. Beim Sightseeing gewinnt die Stadt sicher auch keinen Preis, allerdings war ich heute auch mehr Sidewalking unterwegs. Eine komfortable Verbindung nach Cittagong zu finden, hat mich heute zwei Stunden gekostet, aber morgen um 6 Uhr morgens werde geht es nun los. Aufgrund der Schlaglöcher ist es unbedingt geboten, tagsüber zu reisen.

Dhaka ist wie viele asiatische Städte, aber irgendwas ist auch anders. Es ist heiß, laut, schmutzig, das Überqueren der Straßen ein Reaktions- und Schnelligkeitstest, also gibt es eigentlich nichts Neues, aber es ist insgesamt etwas rauher. Das hat nichts mit den Menschen zu tun, die zumeist ausnehmend nett sind, oder mit dem Angestarrtwerden, das ich gewohnt bin. Wahrscheinlich muss ich mich nur akklimatisieren und etwas schlafen, der Nachtflug war da nicht auf meiner Seite.
Morgen oder Übermorgen werde ich nach Chittagong weiterfahren.